Gebüsst wird, wer seine Meinung frei äussert

Patrick Jetzer kandidiert mit «Aufrecht St.Gallen» sowohl für den Kantons-, wie auch den Regierungsrat. Im Interview mit stgallen24.ch erläutert er seine Beweggründe.

      Interview stgallen24.ch, Fabian Alexander Meyer

      «Die Schweiz braucht neue Volksvertreter», tituliert die Website von «Aufrecht St.Gallen». Und der Name ist Programm. «Aufrecht» hat genug vom System und zieht gegen verknöcherte Strukturen ins Feld. Im Interview mit stgallen24.ch erzählt Präsident Patrick Jetzer die Hintergründe.

      Klein, mit grossem Anliegen

      In der Schweiz leben wir in einem privilegierten System. Für nahezu jedes Anliegen gibt es eine entsprechende Partei. Sei es die linke Juso, die in der Mitte angesiedelte «Die Mitte» oder die rechtskonservative SVP. Was all diese Parteien vereint: Der Marketingapparat, der dahintersteht. So lässt man sich das Marketing ordentlich was kosten, stellt Botschafter an, druckt Flyer, etc. Kann sich also eine so kleine und vor allem neue Partei gegen die grossen Player behaupten?

      «Ja, das können wir», findet Patrick Jetzer. «Wir wissen, dass wir klein sind. Im Gegensatz zu den grossen Parteien machen wir alles noch selbst und finanzieren uns auch selber. So drucken wir beispielsweise Flyer, bringen die Botschaften selber unters Volk und so weiter. Wir versuchen, das Beste aus den beschränkten Mitteln zu machen.»

       

      «Es herrscht ein Politfilz»

      Was «Aufrecht» in personeller Grösse vielleicht vermissen lässt, macht sie in der Grösse der Anliegen wieder wett. Sie zieht gegen überbordende Bürokratie und Politfilz ins Feld. «Es herrscht ein Politfilz. Die bürgerliche Vielfalt wird nicht abgedeckt.» Ausserdem würden die bestehenden Parteien nicht das volle politische Spektrum abbilden. «Das stört uns – und das wollen wir ändern.»

      Doch die anderen Parteien sind nicht der einzige Kritikpunkt von «Aufrecht». Entstanden im Jahre 2021, als der Massnahmen-Staat überbordete. «Uns stört, dass keine Partei energisch Konsequenzen fordert und die aktuelle Vernehmlassung zum EpG (Eidgenössischen Epidemiengesetz) noch wesentlich gröberes Geschütz auffahren lässt. Der Staat wird ausgebaut – entgegen der bürgerlichen und wirtschaftlichen Freiheit. Hierfür sind die Parteien verantwortlich. Sie haben sich unkritisch den Massnahmen gebeugt, opfern die für den Frieden so wichtige Neutralität der Schweiz und bis auf die SVP möchte man sich gerne unter das Diktat der maroden EU stellen.

      Was ist Politfilz?

      Der Begriff «Filz» bedeutet im politischen Kontext namentlich «(politischer) Klüngel, bzw. Beziehungsgeflecht, Verstrickung von Akteuren intransparenter, häufig korrupter Netzwerke.)

      Hat der Staat versagt?

      Doch der Staat hat laut Jetzer nicht nur auf politischer Ebene versagt, sondern auch bezüglich der Energieversorgung. «Wir sollten keine Energieträger verbieten. Stattdessen sollten wir uns überlegen, wie wir sie am besten einsetzen, damit sie möglichst viel nützen und möglichst wenig schaden.» Des Weiteren findet Jetzer die CO2-Politik des Staates «verfehlt, denn unserer Meinung nach wurde an den Fakten vorbeipolitisiert.» Stattdessen solle man die Atomreaktoren der 4. Generation prüfen, weil man damit sichere und saubere Energie produzieren kann.

      Das staatliche Vorschreiben von Solarenergie ist der falsche Weg. Der Staat soll grundsätzlich die Regulatorien reduzieren, welche Anreize für bauliche Verbesserungen schaffen. Die Entscheidungsebene hat, wie es die Verfassung vorsieht, subsidiär auf Ebene der Kantone und viel mehr der Gemeinden zu erfolgen.

      Damit schwimmt «Aufrecht» gegen den allgemeinen Strom und untermauert gleichzeitig auch das eigene Anliegen. Die Macht solle dem Volk gehören, nicht dem Staat. Die Bürger sollten der Souverän sein. Alle sollen sich frei äussern dürfen und so akzeptiert werden wie sie sind – unabhängig davon, ob die eigene politische Einstellung nun der Politik des Staates passt oder nicht.

      Sympathisanten finden

      «Aufrecht» ist anders und denkt anders – und ist stolz drauf. Sie sind eine Alternative zu den alteingesessenen Parteien im Schweizer Politsystem. Und genau darum geht es: «Wir wollen den Bürgern eine echte Wahl geben. Wir stellen eine andere Sicht auf die Dinge dar und bieten eine andere Lösung. Eine, die keine andere Partei anbietet.»

      Sollte die Partei bei den Kantons- und Regierungsratswahlen Erfolg haben, will man die Anliegen in die Politik bringen und dort umzusetzen versuchen. «Wir wollen die Mitpolitiker und Miträte von unseren Anliegen für die freie Schweiz begeistern und gemeinsam etwas bewegen. Wir bringen Vorstösse und Veränderungen. Sollten sich keine Miträte zur Kooperation finden, können wir auch immer noch den Weg über Volksinitiativen gehen.»

      Meinungsäusserung wird gebüsst

      Grundsätzlich ist «Aufrecht» wichtig, dass der Staat seine Bürger nicht zu sehr behütet. Jetzer führt aus: «Wir brauchen keinen Staat, der uns alles serviert und uns bemuttert. Wenn wir uns auf sowas einlassen und uns nicht wehren, geben wir unsere Souveränität auf. Ein bemuttertes Volk bildet keine starke Gesellschaft für einen stabilen Staat.»

      So verwundert es denn auch kaum, dass eine ähnliche Parole bereits auf seinem Wahlbanner zu lesen ist. «Gebüsst wird, wer vorsätzlich seine Meinung frei äussert, öffentlichen Versammlungen beiwohnt, medizinische Behandlungen ablehnt. Sie glauben es nicht?» Darauf folgt ein Verweis auf den entsprechenden Gesetzestext. (EpG Art. 83 Abs. 1 Bst.), der sich in der Vernehmlassung befindet.

      «Ich suche nicht um jeden Preis ein politisches Amt, weswegen ich ohne «ein Blatt vor den Mund zu nehmen» kommunizieren kann, was mich von Politikern unterscheidet.»

      Patrick Jetzer, Aufrecht St.Gallen

      Politisch polarisierend

      Mit dieser Parole wird «Aufrecht» auf jeden Fall polarisieren. Zwar hat die Schweiz die Bürger durch eine globale Krise gebracht. Aber das Vorgehen und gewisse Entscheide werfen im Nachhinein doch die eine oder andere Frage auf, resp. hinterlassen Unsicherheiten bei der Bevölkerung. Eine solche Parole wie die von «Aufrecht» wird daher definitiv Anhänger und somit auch Wähler finden.

      Doch reicht das für eine Wahl in den Kantonsrat? «Wir sind zuversichtlich», sagt Jetzer. Man wisse, dass die Bürger insbesondere beim Regierungsrat gerne an Gewohntem festhalten würden, «aber trotzdem haben wir eine gute Chance.»

       

      Politiker, Edelmetallhändler und Schriftsteller

      Neben der Tätigkeit als Politiker, ist Jetzer auch selbständiger Unternehmer im Edelmetallhandel. Mit seinem Shop «Jetzer Gold» in Dübendorf im Kanton Zürich und nun auch im Toggenburg machte er sich einen Namen unter Anlegern und hochkarätiger Kundschaft. Er verkauft Edelmetalle wie Gold, Silber und Platin und kauft Anlagemetalle auch an.

      Neben seinem Beruf rund um den An- und Verkauf von Gold, frönt Jetzer gerne auch dem Sport als Hobby. «Ich mache sehr gerne Fitnesstraining. Schon seit ich in der Schule war. Ausserdem machte ich Wing Chun (Kampfkunst, Anm. d. Red.), bis das Studio im Jahre 2020 geschlossen wurde. Aus offensichtlichen Gründen.»

      Des Weiteren veröffentlicht Patrick Jetzer demnächst auch sein neustes Buch mit dem schlichten Titel «Der Staat». Es sei bereits fertiggestellt, werde aber noch gegengelesen und korrigiert, bevor es endgültig veröffentlicht wird. Bereits zuvor veröffentlichte Jetzer seinen Erstling namens «Corona Fakten Check».

      Wer eine komplett andere Sicht der aktuellen politischen Lage erfahren will, mit dem aktuellen politischen System unzufrieden ist und Veränderung möchte, sollte sich Jetzer für den Kantons- und Regierungsrat vormerken.

       

      Dieses Interview erschien am 21. Februar 2024 auf stgallen24.ch